Der Club der Lust by Portia Da Costa

Der Club der Lust by Portia Da Costa

Autor:Portia Da Costa [Da Costa, Portia]
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: Rowohlt
veröffentlicht: 2012-09-06T14:26:47+00:00


«Das ist ja ein wunderschönes Haus. Lehrer müssen wohl doch besser verdienen, als sie in Fernsehinterviews zugeben wollen», kommentierte Natalie, während Steven sie in die riesige, gut erhaltende viktorianische Villa führte, die in Nord-Redwych stand – einer der wahrscheinlich begehrtesten Lagen der Stadt.

Auf der kurzen Fahrt waren sie im Taxi recht angespannt gewesen. Doch während einer ihrer gequälten Gesprächsversuche hatte Natalie immerhin ihre Vermutung bestätigen können, dass Steven Small tatsächlich Lehrer war. Und zwar ein Teilzeit-Aushilfslehrer in diversen Eliteschulen Redwychs, der sich auf Englisch spezialisiert hatte und außerdem einigen Privatschülern Einzelunterricht gab.

«Oh, das stimmt aber nicht», erwiderte Steven auf Natalies Bemerkung, als er sie hineinließ. «Das Haus ist seit Generationen in Familienbesitz, und ich habe es geerbt.»

Ob es wohl auch eine Mrs. Small gibt?, fragte sich Natalie plötzlich, als sie die großzügigen Proportionen der Eingangshalle und den feinen Schliff einer eindeutig antiken Flurgarderobe mit Spiegel betrachtete. Bisher war ihr nie in den Sinn gekommen, dass ihr scheuer Lehrer ja auch verheiratet sein könnte. Er trug zwar keinen Ring, aber das taten viele verheiratete Männer nicht.

Im Grunde war das aber auch egal. Er hätte sie ja wohl kaum mit zu sich nach Hause genommen, wenn in der Küche ein kochendes, kleines Frauchen stünde. Trotz seiner Schüchternheit bestand kein Zweifel daran, dass er genauso gut wie Natalie wusste, weshalb sie hier waren.

«Komm doch mit in die Küche. Dort esse ich mittags meistens.»

Natalie folgte ihm in unmittelbarer Nähe und fand sich schon bald in einer wunderschönen, altmodischen, aber gut eingerichteten Küche wieder. Zwar hatte sie noch nie in ihrem Leben so wenig Appetit gehabt, aber als Steven sich umdrehte und sie ängstlich und sehnsüchtig zugleich anschaute, wurde ein Hunger in ihr geweckt, der bedingungslos gestillt werden wollte.

«Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Neulich …», stammelte er und rieb ganz aufgeregt die Handflächen. «Ich weiß gar nicht, was da in mich gefahren ist. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gemacht.»

Ich auch nicht, hätte Natalie am liebsten erwidert, verkniff sich die Bemerkung aber. Sie wollte ihn unbedingt glauben lassen, dass sie andauernd unter solchen Umständen ihre Lust stillte. Und auch, dass sie jetzt wild entschlossen war, sich zu nehmen, was sie wollte. Seine peinliche Berührtheit rief ihr den gestrigen Abend wieder in Erinnerung – und den nackten Mann mit der Ledermaske, seine Nervosität und sein offensichtliches Unbehagen. Der Unterschied bestand darin, dass dieser Mann genau das wollte. Würde Steven es auch wollen?

Ach was! Er würde es einfach kriegen. Natalie spürte ein wahres Hochgefühl in sich aufsteigen, das schnell wie ein Stromschlag durch ihren Körper jagte. Sie wusste, was sie wollte. Und wenn der schüchterne Steven es nicht wollte, dann hatte er eben Pech gehabt.

«Da hast du dir ganz schön was rausgenommen, Steven», log sie unverblümt, während sie langsam auf ihn zuging. Eigentlich war sie es ja gewesen, die sich Freiheiten erlaubt hatte. «Dringst du öfter einfach so in Zugtoiletten ein und fickst mit Frauen, die du gerade erst kennen gelernt hast?»

«Nein! Natürlich nicht!», wehrte er sich voller Vehemenz und wirkte unmittelbar danach geradezu erschrocken über seinen eigenen Ausbruch.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.